Ich habe lange überlegt ob ich mal ausführlich und vielleicht auch regelmäßig über meine Gesundheit, bzw. die fehlende, zu schreiben.
Ich habe mich nun dazu entschlossen es zu tun, da das einfach zu mir gehört.
Ich bin Schmerzpatientin.
Seit meiner frühen Jugend renn ich schon zu Orthopäden. Knie, Rücken…
Mit 16 kam Reizdarmsyndrom hinzu. Von Jahr zu Jahr wurden meine Knie schlimmer. Vor ein paar Jahren kam dann heraus, dass meine Kniescheiben zu weit außen saßen. Wurde operativ behoben. Aber meine Knorpelmasse hat über die lange Zeit stark gelitten, es ist kaum mehr was da. Bei den OPs wurde das dann auch noch glatt geschliffen. Es besteht die Möglichkeit, dass sich dadurch Schmerzen verschlimmern. Trat natürlich ein.
Das war anfang 2007. Ende 2006 wurde mir nach 2 Gallenkoliken in einer Woche die Galle entfernt. Das war auch echt “lustig”. Nunja.
Mit dem Rücken habe ich auch schon immer Probleme. Es fing mit Skoliose in der Jugend an und wurde immer schlimmer. Inzwischen habe ich mehrere Bandscheibenvorfälle und weiter auf der Diagnoseliste stehen Dinge wie Facettensyndrom, Arthrose, Fibromyalgie, LWS-Syndrom, HWS-Syndrom, Chronisches Schmerzsyndrom und noch einiges mehr.
Mein Alltag besteht aus starken Schmerzen rund um die Uhr. Die Ärzte sagen, die Schäden sind so viele und so akut, dass man da nix machen kann. Ich habe halt gute und schlechte Phasen. Manchmal geht viel, manchmal gar nichts.
Ich bin oft echt stolz auf mich, denn ich mache für meinen “Zustand” echt viel alleine. Eigentlich alles. Nur längere Autofahrten sind blöd. Zum Arzt fährt mich immer meine Mutter. Ansonsten mache ich alles alleine. Es bleibt in schlimmen Phasen auch mal was liegen, der Haushalt leidet als Erstes darunter wenn es mir schlecht geht, aber ich finde ich schlag mich ganz gut ^^
Letztes Jahr wurde mir von meinem Hausarzt ein Mittel verschrieben das unter das Beteubungsmittelgesetz (BTM) fällt. Oxycodon. Er meinte damit werde ich schmerzfrei, also hab ichs mit Kusshand genommen. Irgendwann war ich auf 60mg am Tag was sau viel ist. Mein Orthopäde war geschockt als ich ihm das erzählte. Ich war auch nicht mehr ich selbst. Die drecksdinger machten mich depressiv. Mir machte nichts mehr Spaß. Doch, an meinen Tieren konnte ich mich noch erfreuen, aber andere Menschen konnte ich nicht ertragen. Ich igelte mich immer mehr ein. Mein Orthopäde meinte, ich müsse die absetzen. Gott, war ich da dankbar für! Mein Hausarzt meinte die ganze Zeit ich müsse Geduld haben, die würden schon noch wirken. Pah!
Der Orthopäde meinte ich solle das mit Psychologischer Unterstützung machen, da so eine Entwöhnung, bzw. so ein Entzug heftig ist. Denn das Zeug ist eine Droge wenn mans genau nimmt.
Ich wollte das aber alleine. Und so schnell wie möglich. 3 Wochen habe ich gebraucht. 3 Wochen Hölle. Ein halbes Jahr hatte ich die Oxi genommen. Das ist lange. Mir wurde gesagt genau so lange dauert das Absetzen. Das war mir aber eben zu lange. Ich habe sie viel zu schnell reduziert. Ich habe auch Tage ausgesetzt damit es schneller geht. Kalter Entzug. Empfehle ich nicht! Ich habe das Internet durchwühlt nach Erfahrungsberichten. Ich habe Foren gefunden von Menschen, die die Dinger als Drogen benutzen. Überall stand, dass der Entzug der selbe ist wie bei Heroin. Na prost, Mahlzeit! Das hat mich echt geschockt.
Aber ich habs geschafft. Aus eigener Kraft.
Mein Hausarzt wollte inzwischen mehrfach dass ich es noch einmal mit BTMG Mitteln versuche. Diesmal habe ich mich geweigert. Nie wieder werde ich etwas in dieser Richtung nehmen. Ich nehme dann lieber die Schmerzen in Kauf als mich von einem Schmerzmittel abhängig machen zu lassen!!!!
Seit April nehme ich nun täglich Diclofenac. Höchstdosis. Hilft natürlich miniminiminimal, aber es hilft. Mal sehen wie lange ich die noch nehmen kann. So langsam merke ich die. Mein Magen ist empfindlich geworden und ich bekomme ständig Nesselausschlag. Aber ich brauch sie halt.
Nun kam auch wieder was Neues dazu. Seit einigen Wochen habe ich in den Fingerspitzen der rechten Hand, Daumen, Zeige- und Mittelfinger, ein Taubheitsgefühl. Entweder ein Bandscheibenvorfall in der HWS oder einer in der BWS… Öfter mal was Neues.
Demnächst steht eine Reha an. Die muss ich machen, da ich Rente und einen Behinderungsgrad beantragen muss. Arbeitsamt kann mich nicht vermitteln und hat mich darum gebeten ^^
Da gibts bestimmt einiges zu berichten.
Ganz schön lang geworden der Beitrag. Und dabei fehlt noch soooooooo viel ^^
Ist auch recht privat das Thema, aber es gibt so viele Menschen mit chronischen Schmerzen die nicht ernst genommen werden, vielleicht liest das ja einer ^^
Jemand der das nicht hat, wird nie verstehen wie das ist den Alltag jeden Tag meistern zu müssen. Normale Menschen verrecken bei nem Hexenschuss. Und es gibt halt Menschen, die sich 24/7 so fühlen und schlimmer. Ich habe schon einige kennengelernt. Und “nur” weil man Jung ist, macht einen das nicht resistent gegen so etwas! Und das macht es auch nicht leichter!!!
Wichtig ist: Wie schlimm es auch ist, wie schlecht man sich auch fühlt, wie oft man auch denkt “ich kann nicht mehr”, man muss versuchen nicht zu “ertrinken”.
Sich Dinge suchen die einen glücklich machen, versuchen etwas positives zu finden. Niemals das Lachen verlernen!
NIEMALS AUFGEBEN!
So, jetzt weiß ich endlich wovon die Rede ist, wenn da steht, dass es Dir, im übertragenen Sinne, „nicht gut geht“ und Du Schmerzen hast. Süße, ich kenne das nur zu gut und ich wünsche Dir von Herzen, dass es erträglich ist. Mehr geht da ja leider nicht.
Ich habe auch 25 Stunden am Tag Schmerzen und könnte man sie sichtbar machen, hätten sich bestimmt ne Menge Ärzte und Bekannte bei mir zu entschuldigen. Ich habe ja auch einen Bericht über meinen „Zustand“ verfasst, einfach weil man sich nicht immer vorstellen kann, wer da so hinter der Tastatur sitzt.
Mich hat 1985 Mister Crohn mitten aus meinem damaligen Leben gerissen. Heute leide ich eigentlich nur noch an Folgeerkrankungen. Aber man gewöhnt sich an alles, gell?
Ich drück Dich und wünsche Dir, wie schon gesagt, dass es erträglich ist.
LG Jutta