[Vorsicht: Dieser Beitrag ist sentimental!]
Es gibt nicht wirklich viele Menschen aus meiner Vergangenheit über die ich oft nachdenke.
Ein paar Arbeitskollegen, ein paar alte Schulfreunde… So ab und an bekomm ich nen “Melancholischen”. Aber nichts weltbewegendes. Einfach Flashbacks.
Aber an eine Person denke ich fast täglich. Mein Lehrer aus der Oberschule. Herr Olsen.
Als ich aus der Grundschule in die Oberschule wechselte, hatte ich kein Selbstvertrauen. Ich habe die Grundschule gehasst. Die war echt das Letzte. Und mein Lehrer ein Psycho. Ich bekam eine Hauptschulempfehlung. In der Oberschule wurde mir dann gesagt, dass das völliger Mist ist mich in die Hauptschule zu stecken. Meinen Abschluss machte ich mit nem Durchschnitt von 2,3. So viel dazu.
Da mich vorher die Oberschule auf die ich unbedingt wollte abgelehnt hatte (meine Fremdsprache war Englisch und die Englischklassen schon überfüllt), war ich sowieso down. Die Schule auf die ich gehen sollte hatte nicht den besten Ruf (zu unrecht wie ich finde). Als ich dann am ersten Schultag meinen Lehrer kennenlernte, war ich schon mal sehr erfreut. So ein netter, lustiger Typ! Rote Haare, kurzer Vollbart, hier und da ein paar weiße Haare und nen Kullerbauch. Er hatte eine große, aber dezente Brille auf und einen leichten Überbiss. Und er hatte eine total liebe Art an sich.
Wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Ich blickte zu ihm auf. Er war jemand, mit dem ich hätte befreundet sein können. Unter anderen Umständen versteht sich ^^
Er war um die 50, ich 13, 14 Jahre alt. Da ich aber im Kopf schon weiter war, konnten wir uns toll unterhalten. Auch sein Unterricht war immer super! Nach dieser beknackten Grundschule war es eine neue Erfahrung, dass Lernen spaß machen kann! Komischerweise musste ich nie wirklich zu Hause lernen, also üben, um gut in der Schule zu sein. Nicht in der Oberschule. Wenn, dann (ohne Mist) zum Spaß. So las ich auch mal einfach so das Geschichtsbuch. Nein, ich war kein Nerd. *hihi* Ich lernte nur gern dazu. Wie heute auch. Ich will alles wissen. Von allem etwas. Immer her mit Input!
Und genau das machte Herrn Olsen aus. Von allem etwas. Ich lernte etwas über Vampirismus, wie er entstand, und über Loriot. Ich lernte Miss Sophie und ihren 90. Geburtstag im Englisch Unterricht kennen und wir schauten in Leerstunden Filme wie “Manche mögens heiß”. Auch liebten wir beide die Serie M*A*S*H. Was schon nicht gewöhnlich war, denn ich kannte sonst keinen der sie kannte. Die Serie ist ja nicht grad eine Jugendsendung.
Meine beste Freundin nannte mich immer “Olsens Liebling”. Sagt sie auch heute noch *hihi*
Ein mal im Jahr gabs an der Schule eine Projektwoche. Es gab Kurse in Kunst, Kochen oder Werken. Ich belegte immer den von Herrn Olsen. Jedes Jahr. “Besuche von Grabstätten berühmter Persönlichkeiten”. Und es war immer irre toll! Man hat das einen Spaß gemacht! Und ich habe viel mit Herrn Olsen geredet. Auch sehr privates. Ich fühlte mich so geehrt, dass er mir manches anvertraute. Auch seine Katze vertraute er mir an. Er verreiste mit seiner Frau. USA. San Francisco, Hawaii….. *hachja* Und ich fuhr jeden Tag in seine Wohnung um seine Katze zu betreuen.
Und wenn ich mich heute an ihn erinnere ist es, als stünde er vor mir. Keine andere Person hat eine solch tiefe Spur in meinem Leben hinterlassen. Ich bin ihm für so vieles dankbar.
Ich hätte unglaublich gern wieder Kontakt, aber ich weiß nicht wo er ist. Ich weiß nicht ob er noch da wohnt wo er damals wohnte. Selbst wenn, weiß ich nicht mehr die Hausnummer. Da waren so viele Häuser… Und es ist so lange her…
Vielleicht finde ich ihn ja doch noch. Ich würde es mir wünschen.
Ooohh.. das klingt schön. 🙂 Ich wünsche dir, dass du ihn mal wiedertriffst. Wäre bestimmt ein tolles Erlebnis.
Ja Bine, das hoffe ich auch. Ich glaub ich mach mich vielelicht doch mal auf die Suche 🙂
Hallo Nina,
warum ist dieser Eintrag auch mit Helmut Knoth getagged?
Denn deine Beschreibung passt genau so auf meinen Klassenlehrer von der Solling.