Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige Menschen die mal Magersüchtig waren.
Diese Krankheit ist inzwischen schon sehr bekannt und es gibt viele Reportagen darüber.
Menschen fühlen sich zu dick, egal wie dünn sie wirklich sind, und hungern. Oder sie veranstalten Essgelage mit anschließendem Abschied auf der Toilette. Ziel so dünn wie möglich zu sein, und am besten noch dünner. Die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist verfälscht und auch wenn man jeden Knochen sieht, fühlen sie sich zu dick.
Eine schlimme Krankheit. Denn man kann sie nicht mit Medikamenten heilen und sie kann tödlich enden.
Die Reaktion außenstehender ist etwas zwischen Mitleid und Betroffenheit. Bei engen Freunden und Verwandten oft Hilflosigkeit.
Auf der anderen Seite haben wir die Binge Essstörung. Menschen die Essgelage veranstalten, es aber bei sich behalten. Essen wird als Ersatz gesehen, als Beruhigung, als Trost. Stress im Alltag, ein unschönes Ereignis oder einfach die eigene Unsicherheit können diese Attacken verursachen. Die Menschen sind übergewichtig, verdrängen dies aber. Nach außen hin sind sie die “lustigen Dicken” aber innen zerbrochen.
Außenstehende empfinden diese Menschen meist als eklig und maßlos. Die Reaktion allgemein ist meist Unverständnis für die psychische Störung die dahinter steht. Es werden Ratschläge gegeben wie “iss doch mal weniger”, “mach doch mal Sport”…. Denn dicke Menschen sind ja grundsätzlich faul *ironie*
Dies ist eine schlimme Krankheit, denn man kann sie nicht mit Medikamenten heilen und sie kann tödlich enden.
Worauf will ich hinaus?
Ich finde es traurig, dass bei zu dünnen Menschen ein “au waia” zu hören ist, und bei zu dicken Menschen heißt es “igitt”.
Dabei sind sich beide Krankheiten im Grunde so ähnlich und die Betroffenen leiden so sehr darunter…
Ps.: Beide Krankheiten sind sehr komplex und die Gründe vielfältig. Ich habe hier lediglich Beispiele genannt, die natürlich nicht auf jeden zutreffen!
Menschen die Essanfälle haben und sich erbrechen haben in der Regel eher Bulimie und da heißt es eher „ihhh wie ekelhaft“ anstatt „oh du arme“. Und auch Magersüchtige begenen viele auch mit Vorurteilen und Unwissen, da heißt es dann einfach „Ja isst doch einfach, das ist doch ganz leicht!!“ oder „die will ja bloß Aufmerksamkeit!“ oder „iihh was für ein Knochengerippe“ und auch die Hilflosikeit der Angehörigen verwandelt sich schnell in Wut und Vorwürfe. So schwarz/weiß ist es also nicht 🙂